Die Reduktion von Natrium in Lebensmitteln ist längst keine freiwillige Option mehr, sondern entwickelt sich zu einem zentralen strategischen Faktor für Hersteller. Drei Gründe verdeutlichen, warum jetzt gehandelt werden muss:
- Gesundheitliche Dringlichkeit: Weltweit liegt die durchschnittliche Salzaufnahme bei über 10 g pro Tag und überschreitet damit die von der WHO empfohlene Höchstmenge von 5 g deutlich [1]. Zu hoher Salzkonsum erhöht das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall [2]. Studien zeigen, dass bereits eine moderate Reduktion des Natriumgehalts auf Bevölkerungsebene Millionen Krankheitsfälle verhindern kann [3].
- Regulatorische Anforderungen: Immer mehr Länder setzen verbindliche oder freiwillige Reduktionsziele.
- UK: Bereits seit 2006 existieren stufenweise Reduktionsziele für Salz in über 80 Lebensmittelkategorien. Die Einhaltung wird jährlich überwacht [4].
- USA: Die FDA veröffentlichte 2021 neue „Voluntary Sodium Reduction Goals“, die bis 2025 eine Senkung um durchschnittlich 12 % vorsehen [5].
- EU: Mehrere Mitgliedsstaaten – darunter Frankreich, Belgien und die Niederlande – haben nationale Salzstrategien verabschiedet [6].
- Markt- und Nachhaltigkeitschancen: Produkte mit reduziertem Natriumgehalt erzielen in der Regel bessere Nutri-Scores und können mit Claims wie „reduzierter Salzgehalt“ oder „mit Kaliumsalz“ versehen werden [7]. Dies verbessert die Sichtbarkeit im Handel und steigert die Kaufbereitschaft der Verbraucher. Zudem rückt das Thema in den Nachhaltigkeitskontext: Eine gesundheitsfördernde Ernährung gilt als Bestandteil von ESG-Strategien vieler Konzerne, und auch CO₂-Fußabdruck-Optimierungen gehen zunehmend mit Reformulierungsstrategien Hand in Hand [8].
Fazit
Hersteller, die frühzeitig auf Natriumreduktion setzen, erfüllen nicht nur gesundheitspolitische und regulatorische Anforderungen. Sie positionieren sich zugleich als verantwortungsbewusste Akteure im Markt, erschließen neue Verbrauchergruppen und profitieren von einer nachhaltigen Differenzierung.
Literatur
[1] WHO. Guideline: Sodium intake for adults and children. Update 2023.
[2] He, F.J., & MacGregor, G.A. (2020). Salt, blood pressure and cardiovascular disease. Current Opinion in Cardiology, 35(4), 360–365.
[3] Neal, B. et al. (2021). Effect of Salt Substitution on Cardiovascular Events and Death. N Engl J Med, 385(13), 1067–1077.
[4] Public Health England. Salt Reduction Targets 2020–2024: Progress Report. 2022.
[5] U.S. Food and Drug Administration (FDA). Voluntary Sodium Reduction Goals. 2021.
[6] European Commission. Best practices in salt reduction initiatives. 2023.
[7] Euromonitor International. Health and Wellness Foods Market Report. 2023.
[8] NielsenIQ. Consumers and ESG in Food Choices. 2024.